Pressebericht

Hockeyabteilung

Bericht: Olaf Paare

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Olaf Paare

Aktualisiert am
Dienstag, 12. Februar 2019 13:43
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Eltern streben gemeinsamen Hockey-Weg an

Hockey: Informationsveranstaltung ist glänzend besucht – VfL-Präsidentin Bruckner positioniert sich: „Für uns gibt es nur eine Option“

Bad Kreuznach. Die Hockey-Interessierten aus Bad Kreuznach, allen voran die Eltern der Nachwuchsspieler, haben mit Füßen und Händen für einen gemeinsamen Weg in ihrer Sportart votiert. Mit den Füßen, weil die Informationsveranstaltung einer Elterninitiative extrem gut besucht war. Der Zuspruch war so groß, dass die Aula der Hofgartenschule aus allen Nähten platzte, ständig neue Stühle aufgestellt werden mussten. Das riesige Interesse und die Wortmeldungen dokumentierten, wie sehr das Thema – eine wie auch immer geartete Zusammenarbeit von Kreuznacher HC und VfL Bad Kreuznach – auf den Nägeln brennt. Mit den Händen, weil die deutliche Mehrheit der Eltern der Initiative auch per Handzeichen das Mandat gab, weitere Schritte auf dem Weg in eine gemeinsame Zukunft zu unternehmen.

Allerdings wurde es an dem Abend selten konkret. In Abwesenheit des verhinderten VfL-Abteilungsleiters Hans-Wilhelm Hetzel redete Heike Bruckner, die Präsidentin des VfL-Gesamtvereins, nach Ende der Veranstaltung Klartext. Im Gespräch mit dem Oeffentlichen Anzeiger sagte sie: „Unser Grundtenor ist positiv. Für den VfL gibt es aber nur eine einzige Option, und die sieht vor, dass die Mitglieder des Kreuznacher HC in den VfL wechseln. Das ist von Beginn an unsere Meinung gewesen, und an der hat sich nichts geändert.“ Sie erklärte auch die Gründe für ihre Haltung: „Das Geld bleibt im VfL. In der Abteilung stimmt alles, dort wird mit Herzblut gearbeitet.“ Der VfL positioniert sich damit sehr klar. Im Gegensatz zum KHC, der sich ganz bewusst alle Optionen offen lässt, selbst eine Auflösung seines Klubs nicht ausschließt.

Zu Beginn der Informationsveranstaltung stellte Oliver Held, Vater von KHC-Kindern, die Elterninitiative, deren Zielsetzung und ihr Vorgehen mit blumigen Bildern vor. „Die Gemeinschaft auf der Basis von Hockey stärken“, nannte er als das übergeordnete Ziel und betonte, dass die Vorschläge und Ideen rein aus Elternsicht entstanden seien. Nach rund 30 Minuten und nur einer einzigen Wortmeldung einer Mutter wollte er das große Plenum bereits auflösen und die zahlreichen Gäste in das Treppenhaus zu einem Umtrunk bitten.

Kim Zimmermann setzte dem aber ein Stoppschild. Die Nachwuchs-Trainerin des KHC und Spielerin des Frauenteams bat um mehr Tiefe, um mehr Informationen. Damit taten sich die Vertreter der Elterninitiative schwer. Sie berichteten, dass das ursprünglich geplant war, sie aber ihr Vorgehen umgestellt hätten, nachdem sie sich in der Woche vor der Veranstaltung „blaue Augen und blutige Nasen“ geholt hätten. „Wir haben diesen Weg so gewählt, weil wir erst am Anfang stehen“, sagte VfL-Vater Ludwin Ley. Sein Initiativenkollege Frank Götze (KHC) ergänzte: „Es ist besser, wenn sich das Ganze mit dem Mandat der Eltern im Rücken entwickelt. Wir wollen keine Fronten aufbauen.“

Auf vielfachen Wunsch stellte die Initiative dann aber doch die verschiedenen Modelle und die Überlegungen dazu vor: Alle in den KHC, alle in den VfL, Gründung eines neuen Vereins oder alle Jungs und Männer in einen Verein, alle Mädchen und Frauen in den anderen. Die Meinungen dazu waren im Plenum unterschiedlich. Ein Spieler der ersten Männermannschaft des KHC sagte: „Wir haben alle Bock auf Hockey, das ist doch entscheidend, nicht der Verein. Warum nennen wir uns nicht einfach Grün-Weiß Nahe?“

Schnell wurden die problematischen Themenfelder angesprochen. Was passiert beispielsweise mit den Erwachsenen-Teams des KHC? Bei einem Wechsel in den VfL oder einer Neugründung droht ein Neubeginn in der untersten Klasse. Von der Regionalliga in die Verbandsliga? Sicher nicht erstrebenswert. Auch die Trainer sind ein sensibler Punkt. Sie hängen oft emotionaler und enger an ihrem Verein als Spieler oder Eltern und wechseln nicht so einfach. „Wir dürfen aber auf unserem Weg nicht einen einzigen Trainer verlieren“, appellierte Götze. Christian Winkler, Trainer der KHC-Männer, mahnte an: „Es darf nicht ausschließlich um die Elternsicht gehen, sondern wir müssen das große Ganze im Blick haben, alle Bereiche, also auch die Erwachsenen, die Trainer, die Senioren und den Elternhockeybereich.“

Weitere Themengebiete, die in den nächsten Wochen auf der Agenda der Elterninitiative stehen, sind das Haus des Sports, das dem KHC gehört, die Jahnhalle des VfL, die KHC-Fechtabteilung oder der Förderverein der VfL-Hockeyabteilung. „Wir haben sehr großen Respekt vor den Leistungen der Funktionäre in den beiden Vereinen. Aber wir brauchen keine Erlaubnis von Vereinen oder Vorständen für unsere Ideen. Es ist allerdings unser Ziel, sie alle mit ins Boot zu holen“, erklärte Held.

Trotz aller Bedenken wurde die Notwendigkeit einer Zusammenarbeit betont – sie ist schließlich der Grund für die Initiative. Neben der Stärkung der Hockey-Gemeinschaft und dem Knüpfen von Freundschaften sind das sportliche Problemzonen: In vielen Altersklassen schaffen es die eigenständigen Vereine derzeit nicht, Teams aufzustellen, verbunden mit kleinen Trainingsgruppen. „Teilweise stehen nur zehn Kinder auf unserer Spielerliste. Die zehn sind aber nicht in jedem Training und bei jedem Spiel da. Das heißt, dass wir in sehr kleinen Einheiten, beispielsweise drei gegen drei, trainieren, dass Kinder aus anderen Altersklassen aushelfen müssen. Das ist alles nicht zielführend. Außerdem wollen Kinder auch mal außerhalb von Rheinland-Pfalz spielen, beispielsweise an einer süddeutschen Meisterschaft teilnehmen. Dazu brauchen wir die Zusammenführung“, erklärte ein emotionaler Joachim Pfaff (KHC) und erntete dafür lautstarken Applaus. Götze nannte deshalb Trainingsgemeinschaften als kurz- bis mittelfristiges Ziel, auch Spielgemeinschaften könnten eine (Zwischen-)Lösung sein. „Wenn wir dabei merken, dass es zwischen beiden passt, dann können wir die nächsten Schritte machen“, erklärte Götze. Doch über allem schwebt ein Ansatz, den Held unmissverständlich formulierte: „Unsere Vision ist es, in einem Hockey-Verein in Bad Kreuznach ein Gemeinschaftsgefühl zu erzeugen.“

Oeffentlicher Anzeiger (Ost) vom Samstag, 9. Februar 2019, Seite 27
Von unserem Redakteur Olaf Paare
Fotos: Olaf Paare


Kommentar

Ich hatte mehr erwartet

Ich habe die Informationsveranstaltung der Elterninitiative mit einem Gefühl der Enttäuschung verlassen. Das lag vor allem an meiner Erwartungshaltung, die nicht erfüllt wurde. Es wurde darüber abgestimmt, ob ein gemeinsamer Weg beschritten werden soll. Dass es diesen Wunsch gibt, war mir längst klar. Deshalb hatte ich erwartet, dass es bereits konkreter wird, dass verschiedene Modelle aufgezeigt werden, wie dieser Weg aussehen könnte. Manche Besucher nannten die Zurückhaltung der Initiatoren Demut, andere sprachen von „Herumgeeiere“. Dass der VfL sich – erst im Anschluss an die Veranstaltung und auf meine Nachfrage – sehr klar positioniert hat, zeigt, wo in den nächsten Wochen die dickeren Bretter zu bohren sind. Der Kreuznacher HC gibt sich da offener und gesprächsbereiter.

Das große Interesse zeigt eines deutlich: Die Eltern haben das Gefühl, dass sich etwas verändern muss. Ein „Weiter so“ kann es aus ihrer Sicht nicht geben, sonst wären nicht so viele von ihnen an einem nass-kalten Donnerstagabend im Februar erschienen. Doch wurden ihre Erwartungen erfüllt? Kommen sie ein weiteres Mal, wenn es dann endlich konkreter werden soll? Zum Wohle der Hockey-Jugend wäre es der Elterninitiative zu wünschen.

E-Mail an den Autor: olaf. paare@rhein-zeitung.net
Oeffentlicher Anzeiger (Ost) vom Samstag, 9. Februar 2019, Seite 27


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