Bericht: Olaf Paare
Foto : Klaus Castor
KHC-Team setzt fabelhafter Saison die Krone auf
Bad
Kreuznach. Gisela Eberts war bestens vorbereitet. Jeder Meisterspielerin des
Kreuznacher HC setzte die Mutter von Spielertrainerin Maya Eberts ein kleines,
selbst gebasteltes Krönchen auf. Dazu gab es für alle einen Schlüsselanhänger,
in den die alles entscheidende Formel eingraviert war: „Aufstieg 2019“. Mit
einem 7:0 (3:0)-Erfolg über den HC Speyer sicherten sich die Hockeyspielerinnen
von der Nahe in der mit roten und weißen Luftballons geschmückten IGS-Halle die
Meisterschaft in der Oberliga und kehren nach nur einem Jahr Abstinenz in die
Zweite Regionalliga zurück. Ein Konfettiregen begleitete die Titelfreuden der
jubelnden KHC-Spielerinnen.
Die Partie war ein Spiegelbild der Saison: Der KHC war haushoch überlegen, ließ hinten so gut wie nichts anbrennen, brauchte aber ein wenig, um die Tormaschine anzuwerfen. „Wenn wir etwas in dieser Saison gelernt haben, dann ist es, Geduld zu haben“, sagte Kim Zimmermann. Die Aufbauspielerin hatte großen Anteil daran, dass aus dem Geduldsspiel kein Zitterspiel wurde. Sie verwandelte in Hälfte eins zwei von drei Ecken. Die dritte versenkte Esther Zerback. Nach der Partie durfte Kim Zimmermann dann die Magnumflasche Rotkäppchen-Sekt für die Rotröcke des KHC öffnen. Im Gegensatz zu vielen anderen Meisterschaften wurde das „Blubberwasser“ aber nicht verspritzt, sondern im Teamkreis getrunken. Wie wichtig ihr die Meisterschaft war, dokumentierte sie mit einem Blick zurück: „Vor einem Jahr standen wir exakt hier und waren unglücklich abgestiegen. Damals haben wir uns direkt vorgenommen zurückzukommen. Und das haben wir nun geschafft.“
KHC-Spielertrainerin Maya Eberts ergänzte: „Im Vorjahr sind die Alzeyerinnen mit uns abgestiegen. Auch ihr Ziel war der direkte Wiederaufstieg, doch wir haben es vor ihnen geschafft, obwohl auch sie sich gegen die anderen Teams keine Blöße gegeben haben.“ Das 7:1 am ersten Spieltag am 11. November in heimischer Halle entschied damit rückblickend bereits die Meisterschaft, auch weil das Rückspiel in Alzey 5:5 endete. Es war der einzige Punktverlust für den ungeschlagenen KHC, der nach zehn Spielen ein Torverhältnis von 75:15 Treffern aufweist. Eine bärenstarke Bilanz, zu der Marcus Wagner, der Präsident des Rheinhessischen Hockeyverbands, direkt nach dem Schlusspfiff gratulierte und den Meisterwimpel überreichte.
Kim Zimmermann hob in ihrer Analyse die starke Mischung aus erfahrenen Spielerinnen und starken Talenten hervor, lobte das immer besser werdende Zusammenspiel: „Jede Spielerin hat ein Tor geschossen. Das zeigt, welche Teamleistung uns gelungen ist.“ So war dieses Mal die Defensivspezialistin Lena-Marie Senft für das 6:0 im Anschluss an eine Ecke verantwortlich. Zuvor hatten in Hälfte zwei Daniela Schnurbusch und Laura Arend (Strafecke) getroffen. Der KHC verwertete damit fünf seiner sechs Ecken – eine starke Quote. Der 7:0-Schlusspunkt gelang Franziska Bauch zwei Minuten vor dem Ende, nachdem sie zuvor eine Vielzahl an Möglichkeiten ausgelassen hatte. Damit verpasste sie den alleinigen „Titel“ der KHC-Torjägerin der Saison. Mit ihren Treffern zogen Franziska Bauch und Laura Arend mit Lilly Wetzel gleich, die wegen eines Schulausflugs fehlte. Das Trio kam auf jeweils 15 Buden. „Die Sicherheit vor dem Tor war eine unserer größten Stärken. Uns ist es leichter als in den Vorjahren gefallen, Tore zu erzielen“, analysierte Maya Eberts.
„Das Wichtigste aus meiner Sicht war, dass sich das Team auf die Konstellation mit einer Spielerin als führender Kraft eingelassen hat“, erklärte KHC-Sportwartin Stefanie Baumann-Zerfaß. Maya Eberts fungierte als Spielertrainerin, wurde dabei aber auch tatkräftig von Christian Winkler unterstützt, der eigentlich die Männer coacht. „Wir waren oft nur zu viert im Training, auf der anderen Seite hatten wir aber zahlreiche Frauen, die ohne einen Trainer dastanden. Da habe ich entschieden, mein Engagement aufzuteilen und beide Teams zu trainieren“, berichtete Winkler. Sehr zur Freude von Maya Eberts, die sich dafür in einigen Einheiten und den Heimpartien, in denen Winkler stets an der Seitenlinie stand, auf ihren Part als Spielerin konzentrieren konnte. Winkler ergänzte: „Viele der Spielerinnen habe ich schon in der Jugend trainiert, die Frauen auch bis vor drei Jahren. Ich kannte das Potenzial, deshalb war es mir eine Herzenssache, das Team zu unterstützen. Aber so wird es nächste Saison in der Regionalliga nicht noch einmal funktionieren. Dazu ist der Sprung zwischen Ober- und Regionalliga einfach viel zu groß. Das wird mit Sicherheit kein Selbstläufer, sondern richtig schwer.“
Laut Markus Rothländer, einem der KHC-Vorsitzenden, ist auch dem Verein daran gelegen, wieder eine feste Lösung zu finden. „Uns freut der Erfolg der Frauen sehr. Er zeigt mal wieder, wie schnelllebig der Sport ist. Vor ein paar Jahren hatten wir ein Hoch bei den Männern, da standen die Frauen etwas im Schatten. Nun geht es für sie wieder nach oben, und sie sind damit ein Gegenpol für die gerade abgestiegenen Männer.“
Die KHC-Frauen hatten mit der Meisterschaft auch dem Abschied zweier Leistungsträgerinnen getrotzt. Sarah Benkstein und Vanessa Cunningham waren der besseren Perspektive wegen vor der Runde in die zwei Klassen höhere Erste Regionalliga gewechselt. Mit dem TSV Schott Mainz stiegen sie aber am Samstag aus dieser ab, und somit gibt es in der nächsten Saison ein Wiedersehen der beiden rheinland-pfälzischen Rivalen.
Kreuznacher HC: Reiniger – Arend (1), Zerback (1), Bauch (1), Zimmermann (2), Eberts, Senft (1), Wagner, Schnurbusch (1), Kurpejovic, Krajewski, Montigny.
Von unserem Redakteur Olaf Paare
Oeffentlicher Anzeiger (West) vom Montag, 18. Februar 2019, Seite 14
Fotos: Klaus Castor
